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Die Reflexion des Misserfolgs als Beitrag zur Professionsentwicklung: Empirische Rekonstruktionen im Triadengespräch mit Zahnmedizinern

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Der Fehler (Irrtum) meint das Abweichen von einer Regel, er ist als Ursache unabhängig von der Schwere der Folgen, lokalisierbar, zeitlich begrenzt und gilt als vermeidbar. Der Misserfolg ist demgegenüber ein den Erwartungen gegenläufiges Geschehen, schwerwiegend unabhängig von der Ursache, fortgesetzt, prozesshaft und meist nicht eindeutig auf eine Ursache zurückführbar. In der vorliegenden Studie geht es um den Misserfolg als Grenzbereich des professionellen Handelns am Beispiel der Profession Zahnmedizin. Als zentrales Ergebnis zeigt sich, dass sich die Strukturen eines DOUBLE BIND IN DENTISTRY als Ursache des Misserfolgs in einer Mehrzahl der in dieser Studie ausgewerteten Fälle identifizieren ließ. Sowohl in der klinischen Symptomatik als auch in der Arzt-Patienten-Interaktion wird ein degressiver Kreislauf in Gang gesetzt. Dabei ist das markante und multiple Abweichen im routinehaften Umgang des Arztes mit dem Patienten Anlass zur frühzeitigen Reflexion des Fallverlaufs, um bereits vor Beginn einer Behandlung eine Misserfolgsodyssee zu vermeiden. Es entwickelt sich in diesen Verläufen eine virulente Interaktionsdynamik, in der sich die Handlungsspielräume mehr und mehr verengen und zum Beenden der Arzt-Patienten-Beziehung führen. Dies gilt sowohl für den Behandler als auch für den Patienten.