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Bücherwurm und Kaktusfreund

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Hommage

Wie viele liebenswürdige Figuren

hat einst der Maler Spitzweg so skurril

mild in Kritik, doch scharf in den Konturen

mit seinem szenisch zeichnerischen Stil

in einer bürgerlich begrenzten Welt

altväterlich bescheiden dargestellt!

Im Mondenlicht steht vor der Hausfassade

ein Heiliger aus Stein, der Brunnen rauscht,

wo regungslos beim Klang der Serenade

heimlich die Dame hinterm Fenster lauscht -

Nachtstunde schlägt die Turmuhr in der Ferne -

ein Wächter geht mit schwankender Laterne.

Der Wanderer mit Netz und Angelrute

schweift friedlich durch den zauberstillen Wald,

mit Körbchen, Rüschenkleid und Schute

zeigt seltener jedoch sich weiblich die Gestalt,

und ganz gemütlich präsentiert das Militär

das malerische, schiefe Schießgewehr.

Der Einsiedler ruht unter grünen Zweigen

als Bettelmönch, auch als gelehrter Herr,

und fühlt sich hier in Einsamkeit und Schweigen

in seiner Höhle umso traulicher.

Nachdenklich sitzt der Dichter unterm Dach,

ernst der Gelehrte im Studiergemach.

Als Sonderlinge, Mönch und Junggeselle

malt freundlich sie des Malers Pinselstrich,

doch sind in Enge, in der klösterlichen Zelle

sie auch umgeben warm und heimatlich,

und von der kahlen Wand wird spitzbemützt

des Dichters Haupt vorm Spott der Welt geschützt

(...)

Jedoch die alte Zeit ist nicht entschwunden -

vor uns erheben sich noch märchenhaft

die gleichen Mauern, die er vorgefunden,

als Spitzweg einstmals auf der Wanderschaft

das Bild der biedermeierlichen Stadt

als Skizze unterwegs gezeichnet hat.

Da glänzt des Hauses Giebel mondbeschienen,

und Brunnen rauschen in der Sommernacht -

Darüber steht mit unbewegten Mienen

am Hirtenstab Sankt Niklaus auf der Wacht

und steht vielleicht noch viele hundert Jahr

auf seinem Sockel dort unwandelbar.