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Nichts, nichts

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Als Bernhard Strobels erster Erzählband "Sackgasse" erschien, war von 'einem erstaunlichen Debüt' (Stuttgarter Zeitung) die Rede, von einem 'Autor, der findet, dass Menschen in den Randzonen der Gesellschaft interessanter sind als die Schicken und Schönen dieser Welt' (Kurier), von einer 'Meisterschaft im Weglassen, oder besser Nicht-Sagen, das etwas anderes, weil Schwierigeres ist als das kalkulierte Verschweigen' (Antonio Fian).

Auch in diesem zweiten Band bleibt Strobel seinem Sujet treu: keine Wohlfühlliteratur und kein Lifestyle, nicht die mit geschickter Glätte komponierten und dem gehobenen Entertainment verpflichteten Sätze der Literaturinstitute, sondern Rauheit und Verzicht auf Eleganz, und dazu die karge Welt der Verlierer: ältere Mütter, die sich im Internet prostituieren, Alzheimer-Kranke, Aussteiger, die sich in Waldhütten weitab von Dörfern und Städten einnisten und dort mit politischen Flüchtlingen konfrontiert werden. Strobel bedient aber nicht unseren voyeuristischen Blick auf das Elend und arrangiert es nicht zu schaurig-schönen Szenarien, sondern wendet sich dem sprachlosen Umfeld dieser ›Helden‹ zu. Hier herrschen Kommunikationslosigkeit und ungerichtete, dumpfe Wut. Mit knappen, kargen Mitteln und äußerst zielsicher schildert Strobel eine Welt, die nur mehr mühsam ihre Fassade wahrt – jeden Moment kann alles unter der ausbrechenden Aggressivität implodieren.

Und doch: So wie es in einer Geschichte heißt, 'Sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass mir dann und wann der rote Faden des Alltags abhanden kam', so heben sich diese Erzählungen alle an irgendeiner Stelle vom planen Abbildrealismus ab und ein grotesker Witz kommt zum Vorschein, eine nahezu surrealistische Überbelichtung der Szenerie, ein manchmal grausamer Humor.