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Göttergleich – Gottverlassen: Prometheus in der bildenden Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts

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Prometheus ist eine der widersprüchlichsten Figuren der griechischen Mythologie und wie kaum eine andere in unserem kulturellen Gedächtnis verankert. Mal als Frevler geschmäht, mal als Retter gefeiert, blieb der feuerbringende Halbgott durch die Zeiten lebendig und steht bis heute für Wissen und Innovation. In den Künsten hat die Sage von Prometheus mit ihren drei Hauptmotiven Menschenbildung, Feuerraub und Marter im Lauf der Jahrhunderte die verschiedensten, ja konträren Deutungen evoziert.

Mit der Aufklärung zum Mythos des modernen Menschen geworden, konnte Prometheus das 19. Jahrhundert in all seinen Widersprüchen bildhaft werden lassen – sei es als Motor der Technisierung und Industrialisierung, als Identitätsstifter des sich emanzipierenden Bildungsbürgertums oder als Symbol der Selbstbefreiung in einer Zeit politischer Umwälzungen. Im 20. Jahrhundert geriet die Figur zunehmend zwischen die ideologischen Fronten und wurde zugleich immer weiter von den überkommenen Handlungsmustern losgelöst.

Diese ikonologische Studie zeigt anhand eines breiten Spektrums, das von der Bauplastik über die Salonmalerei bis zur Gebrauchsgraphik reicht, wie Prometheus in den letzten beiden Jahrhunderten für die modernen Künstler zu einer zentralen Projektionsfigur wurde, an der sie einschneidende gesellschaftliche Veränderungen und darüber hinaus den Wandel des Kunstbegriffs reflektieren konnten.